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    Ensemble Dulce Melos
    "Das Glogauer Liederbuch"


    Ich muss gestehen, bisher habe ich das "Glogauer Liederbuch" immer mit dem allseits bekannten, oft nur mehr schlecht als recht gegrölten Sauflied "All voll!" in Verbindung gebracht. Entsprechend verwirrt war ich, als das renommierte Ensemble Dulce Melos in hochkarätiger Besetzung mit Sabine Lutzenberger und Marc Lewon eine CD mit dem Repertoire dieses Liederbuches herausbrachte. Ach, wenn nur alle meine Vorurteile so überzeugend ausgeräumt würden!

    Das Liederbuch, entstanden vermutlich um das Jahr 1480 herum, enthält sowohl geistliches und weltliches Repertoire - und ist voll auf dem Stand der musikalischen Schaffenskunst Italiens oder Frankreich seiner Zeit. Obgleich man annimmt, dass das Repertoire für den häuslichen Gebrauch gedacht war, führt dieser Gedanke leicht in die Irre, wenn man dabei an "Volksmusik" im heutigen Sinne denkt. Die Stücke sind meist 3stimmig und zum Teil recht komplex und erfordern sehr sauberes Zusammenspiel - was, nebenbei bemerkt - das Ensemble Dulce Melos meisterlich beherrscht. "Zielgruppe" des Liederbuches dürfte also das gehobene, gebildete Bürgertum gewesen sein, welches sich zu Andacht oder Unterhaltung zusammengefunden hat.

    Die Einspielung selbst präsentiert sich zunächst mit der schier erschlagenden Menge von 42 Titeln - welche aber sinnvoll zu 20 "Suiten" zusammengefasst wurden.

     

    Das Eingangs erwähnte "All voll" ist denn auch tatsächlich vertreten - hier in der kompletten 3stimmigen Fassung blitzsauber von Martin Hummel und Sabine Lutzenberger gesungen. Durch das vorangehende Stück - "Es solt ein man kein möle fahrn", in dem eine (Ehe)Frau ihren Liebhaber warnt, das ihr Ehemann doch zu Hause ist - und sie ihn somit nicht empfangen kann - bekommt das Lied eine neue und lustige Interpretation. Neben ähnlich lustigen, satirischen Liedern wie zB. "Auf, rief ein hubsches freuelein" oder " Zenner, greiner, wie gefällt dir das", gibt es auf der CD auch einige herzzereißend schöne Liebeslieder, wie "O wie gern" oder das bekannte "Elslein, liebstes Elselein mein". Eine ganze Reihe expliziter Instrumentalstücke runden die Kollektion angenehm ab. Der Charakter das "Hausmusik" wird dadurch unterstützt, das alle Aufnahmen natürlich mit zeitgenössischen Instrumenten eingespielt wurden und weitestgehend spärliche Arrangements die intime Note solcher musikalischen Zusammenkünfte vermitteln.

    Anspieltips: O wie gern und doch entbern (5), Elende du hast (13), Elslein, liebstes Elselein (29), Ach got, wie ser zwingt mich die not (40)

    Da das Booklet NAXOS-mäßig wie immer recht knapp ausfällt, wurden die Texte und Übersetzungen auf die NAXOS-Website ausgelagert. Der im Booklet angegeben Link führt aber ins Nirvana, daher hier der aktuelle (Januar 2013) link: http://www.naxos.com/sharedfiles/PDF/8.572576_sungtext.pdf (mu)





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